Food Valley: Das Herz der italienischen Agrar- und Esskultur

Food Valley: Das Herz der italienischen Agrar- und Esskultur

Wenn es um Spitzenprodukte im Agrar- und Lebensmittelsektor geht, nimmt Italien weltweit eine führende Rolle ein. Im Zentrum dieser Tradition steht die sogenannte Food Valley, eine Region, die vor allem die Emilia Romagna umfasst und einige der ikonischsten Produkte des Landes beherbergt. Hier entstehen und werden Spezialitäten verarbeitet, die als Botschafter des „Made in Italy“ in der ganzen Welt gelten: Parmigiano Reggiano, Prosciutto di Parma, Aceto Balsamico di Modena und viele weitere Köstlichkeiten, die auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblicken. Die Agrar- und Lebensmittelindustrie in der Food Valley ist ein echter Wirtschaftsmotor, mit Hunderten von Unternehmen, die ihre Produkte weltweit exportieren. Die Emilia Romagna führt in Italien die Liste der Regionen mit den meisten DOP- und IGP-Siegeln an, ein Beweis für die Qualität und Einzigartigkeit ihrer Produkte.

Ein fruchtbares und reiches Land

Die Food Valley ist nicht nur ein Markenzeichen, sondern auch eine geografische Region, deren Erfolg durch ein besonders fruchtbares landwirtschaftliches Ökosystem begünstigt wird. Dank ihrer strategischen Lage zwischen den Ebenen des Po und den Hügeln des Apennin profitiert die Emilia Romagna von idealen klimatischen Bedingungen für hochwertige Anbauflächen und erstklassige Viehzucht. Die Stärke der Food Valley liegt jedoch auch in ihrer Fähigkeit, Tradition und eine wachsende Umweltverträglichkeit durch den Einsatz neuer Technologien zu gewährleisten, ohne dabei die traditionellen Herstellungstechniken zu vernachlässigen. Dieses Gleichgewicht zwischen Innovation und Tradition bewahrt die Authentizität der Produkte, verbessert gleichzeitig die Effizienz und verringert die Umweltbelastung.

Ein Erbe der Exzellenz

Im Zentrum der Food Valley stehen Produkte, die zu Symbolen der italienischen Spitzenqualität geworden sind. Der Parmigiano Reggiano, mit über 900 Jahren Geschichte, ist wahrscheinlich der weltweit bekannteste und geschätzte Käse. Er wird ausschließlich in einem festgelegten Gebiet hergestellt, das die Provinzen Parma, Reggio Emilia, Modena und Teile von Bologna und Mantua umfasst. Dieser Käse ist ein perfektes Beispiel dafür, wie die Verbindung zwischen Region und Produktionsmethoden ein einzigartiges und unverwechselbares Produkt hervorbringen kann. Dasselbe gilt für den Prosciutto di Parma, der seine einzigartigen Eigenschaften dem besonderen Mikroklima der Hügel von Parma und einem natürlichen Reifungsprozess verdankt, der seit Generationen nach überlieferten Regeln durchgeführt wird.

Doch die Food Valley bietet noch mehr. Vom traditionell in Holzfässern gereiften Aceto Balsamico di Modena bis zu den Tortellini aus Bologna (oder doch auch Modena? Die Diskussion bleibt offen …), birgt jede Ecke dieser Region kulinarische Schätze. Produkte wie der Culatello di Zibello, der Salame Felino und die Weine der Colli di Parma bereichern die gastronomische Landschaft und machen diese Region zu einem unverzichtbaren Ziel für alle, die das Beste der italienischen Küche entdecken wollen.

Der Tomatenanbau in der Food Valley

Ein Hauptakteur in der Landwirtschaft der Food Valley ist zweifellos die Tomate, ein Produkt mit tief verwurzelter Tradition, das einen wesentlichen Teil der lokalen Agrarproduktion ausmacht. In den Ebenen der Emilia Romagna findet die Verarbeitungstomate ihr ideales Umfeld, dank eines fruchtbaren Bodens und günstiger klimatischer Bedingungen, die den Anbau von rund 70 % der in Italien verarbeiteten Tomaten ermöglichen. Der Anbau erfolgt hauptsächlich nach biologischen und integrierten Methoden, mit einem sehr begrenzten Einsatz chemischer Mittel, was der zunehmenden Aufmerksamkeit für Nachhaltigkeit Rechnung trägt.

Dieses Gebiet, das sich besonders für den Tomatenanbau eignet, leistet einen wesentlichen Beitrag zur Industrie der Verarbeitungstomate. Die hier angebauten Tomaten werden hauptsächlich zu Passata, Konzentrat und Saucen verarbeitet. Die Nähe der Verarbeitungsanlagen zu den Feldern minimiert die Transportzeiten und bewahrt so die Frische des Rohstoffs, was die Qualität des Endprodukts sichert.

Dank des Projekts Tomato SAUCE, das von der Organizzazione Interprofessionale del Pomodoro da Industria del Nord Italia ins Leben gerufen wurde und sich der Förderung der Nachhaltigkeit europäischer Tomaten widmet, hatten wir die einzigartige Gelegenheit, sowohl die landwirtschaftlichen als auch die industriellen Aspekte der Tomatenproduktion eingehend zu erkunden und gleichzeitig in die reichen kulturellen und kulinarischen Traditionen Norditaliens einzutauchen.

Eine Tour zur Entdeckung der Tomate im Norden: Geschichten und Verkostungen

Eine Reise zur Entdeckung der Tomate beginnt zwangsläufig auf dem Feld. Die erste Station dieser Tour war der Besuch der Felder von Manuela Ponzi, die zusammen mit ihren Schwestern 65 Hektar Land bewirtschaftet. Hier werden neben Verarbeitungstomaten auch Weizen für die Produktion von Barilla-Pasta angebaut sowie Milch für die Herstellung von Parmigiano Reggiano produziert.

Wir befinden uns im Herzen der Food Valley, umgeben von weiten Anbauflächen. Nur wenige Kilometer von hier entfernte der Agronom Carlo Rognoni (1828-1904) vor etwa 150 Jahren die Tomaten erstmals in die Fruchtfolge ein und begründete so den Anbau in dieser Regionen.

Im Gegensatz zur frischen Salattomate hat die Verarbeitungstomate eine härtere Schale, kann aber dennoch sehr süß sein! Dieser Zuckergehalt, der als „Brix-Wert“ bekannt ist, beeinflusst den Preis, den der Landwirt für jede Lieferung von Tomaten erhält. Von jeder Lieferung, die das Werk erreicht, wird eine Probe entnommen, die den endgültigen Preis bestimmt: Ein höherer Preis wird für Tomaten mit einem höheren Zuckergehalt sowie für eine geringe Anzahl von verdorbenen, grünen oder unreifen Tomaten sowie Verunreinigungen wie Steine und Erde gezahlt.

Wir hatten die Gelegenheit, diesen Prozess direkt bei einem der traditionsreichsten Unternehmen der Region zu beobachten: Rodolfi Mansueto, das seit über 125 Jahren aktiv ist. Jeden Tag werden in ihren Werken Tonnen von Tomaten verarbeitet, die innerhalb eines Radius von 50 Kilometern angebaut werden, und zu Passata, Konzentrat und Tomatenstücken verarbeitet. Ein großer Teil dieser Produkte wird auf internationalen Märkten verkauft, darunter auch in Deutschland unter der Marke Oro di Parma. Das Unternehmen setzt nicht nur modernste Verarbeitungstechniken ein, um die höchste Produktqualität zu gewährleisten, sondern hat auch innovative Wasserrecycling-Systeme implementiert, die den Verbrauch reduzieren und Nebenprodukte wiederverwenden, wodurch Abfälle minimiert werden.

Die Museen des Essens in der Food Valley: Ein Erlebnis für alle Sinne und jeden Geschmack

In diesem Land der italienischen gastronomischen Spitzenprodukte erstreckt sich ein Netzwerk von Museen des Essens, die die Geschichte und Traditionen einiger der bekanntesten Produkte der Region erzählen. Zu den herausragenden Museen gehören diejenigen, die dem Parmigiano Reggiano, dem Prosciutto di Parma, dem Salame Felino, der Pasta, den Weinen von Parma und dem Culatello gewidmet sind. Und natürlich gibt es auch ein Museum, das der Tomate gewidmet ist, das wir besuchen konnten. Dieses befindet sich in der Corte di Giarola in Collecchio und bietet einen Rundgang, der die Geschichte der Tomate erzählt, von ihrer Einführung in Europa bis zu ihrem Aufstieg als Hauptdarsteller der italienischen Küche.

Durch eine Ausstellung in mehreren thematischen Abschnitten können Besucher die verschiedenen Tomatensorten entdecken, ihre Nährwerte kennenlernen und die Entwicklung der Verarbeitungsindustrie nachvollziehen. Auch alte Verpackungen und Werbeanzeigen, die die Geschichte der Tomate feiern, sind zu bewundern. Es ist ein Erlebnis, das die Kunst des guten Essens feiert – ein authentisches Symbol der italienischen Identität.

Die Herausforderungen der Tomate im Norden

Das Jahr 2024 war ein schwieriges Jahr für die Tomatenbauern in Norditalien. Anhaltende Frühlingsregen, die die Pflanzungen bis in den Juni verzögerten, klimatische Instabilität und das erhöhte Risiko von Krankheiten sowie der heiße Sommer, der das Pflanzenwachstum verlangsamte, führten zu deutlich geringeren Erträgen als in den Vorjahren. Dennoch war die Qualität der Ernte außergewöhnlich, mit einem Rekord-Brix-Wert von 5,12 – der höchste, der jemals in der Region verzeichnet wurde.

In diesem Kontext setzt sich die Organizzazione Interprofessionale del Pomodoro da Industria del Nord Italia für Verarbeitungstomaten Norditaliens mit dem Projekt TOMATO-SAUCE (Sustainable Agriculture Understanding in Central Europe) dafür ein, die hohen Umweltstandards zu fördern und zu wahren, die durch die Produktionsvorschriften garantiert werden. Ziel ist es, die Verbraucher für die hohen Umweltstandards der Produktionsmethoden in der gesamten Europäischen Union zu sensibilisieren und detaillierte Informationen über die Nachhaltigkeit der verschiedenen Phasen des Lebenszyklus der in Norditalien produzierten Tomatenkonserven bereitzustellen.

0 replies

Leave a Reply

Want to join the discussion?
Feel free to contribute!

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *